Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IFKW)
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Unterhaltung und politische Kommunikation

Im Bereich der politischen Kommunikation ist eine zunehmende „Entertainisierung“ zu beobachten, die u.a. in der Emotionalisierung, Personalisierung und Visualisierung politischer Medieninhalte zum Ausdruck kommt. Die Frage, wie diese Entwicklung aus normativer und öffentlichkeitstheoretischer Sicht zu bewerten ist, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Können unterhaltende Formen der Politikvermittlung politisch wenig interessierte Publikumssegmente erreichen? Oder lenken sie lediglich von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit politischen Inhalten ab?

Das Forschungsprojekt, das in Kooperation mit Frank Schneider von der Universität Mannheim, Mary Beth Oliver von der Pennsylvania State University und Arthur Rany von der Florida State University durchgeführt wird, greift diese widersprüchlichen Positionen auf und integriert sie im Rahmen einer differenzierten Perspektive, die zwischen verschiedenen Formen des Unterhaltungserlebens unterscheidet. Unterhaltung kann für die Rezipienten einerseits hedonische und eskapistische Funktionen erfüllen. Das heißt, sie kann zur Verbesserung der Stimmung und zur Ablenkung von Alltagssorgen dienen. In diesem hedonischen Modus der Unterhaltung ist keine tiefer gehende Verarbeitung politischer Inhalte zu erwarten. Aktuelle Entwicklungen der Unterhaltungsforschung weisen andererseits darauf hin, dass Unterhaltung auch zur Befriedigung eudaimonischer Bedürfnisse wie Sinn- und Wahrheitssuche, kognitive Herausforderung und Selbstentwicklung dienen kann. Im Kontext politischer Kommunikation sind eudaimonische Formen der Unterhaltung von besonderen Interesse, da sie eine elaborierte Verarbeitung von Medieninhalten anregen können. Beispielsweise haben Zuschauer nach einem emotional bewegenden Film- oder Fernseherlebnis oft das Bedürfnis, über die Medieninhalte nachzudenken, mit Anderen darüber zu diskutieren, oder weiterführende Informationen zum Thema zu suchen. Ziel des Projekts ist es, den Einfluss eudaimonischer Unterhaltung auf das Publikumsinteresse, die mediale und interpersonale Anschlusskommunikation, sowie Effekte auf den Wissenserwerb und die Meinungsbildung zu politisch und gesellschaftlich relevanten Themen zu untersuchen.

Projektleitung

Anne Bartsch

Frank Schneider (Universität Mannheim)

Laufzeit

seit 2012

Projektbezogene Publikationen

Bartsch, A., Kalch, A., & Oliver M. B. (2014). Moved to think: The role of emotional media experiences in stimulating reflective thoughts. Journal of Media Psychology, 26(3), 125–140. doi:10.1027/1864-1105/a000118

Bartsch, A., Schneider, F. M. (2014). Entertainment and politics revisited: How non-escapist forms of entertainment can stimulate political interest and information seeking. Journal of Communication, 64(3), 369–396. doi:10.1111/jcom.12095

Schneider, F. M., Bartsch, A., & Otto, L. (2013). Entertainment that matters: Unterhaltung in und mit politischen Themen. In-Mind, 4(3). Online abrufbar unter: http://de.inmind-magazine.org/article/entertainment-that-matters-unterhaltung-in-und-mit-politischen-themen

Bartsch, A., & Oliver, M. B. (2011). Making sense of entertainment: On the interplay of emotion and cognition in entertainment experience. Journal of Media Psychology, 23(1), 12–17. doi:10.1027/1864-1105/a000026


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