Darstellung psychischer Erkrankungen in sozialen Medien und Auswirkungen auf Jugendliche
Neues Projekt „AWARE: Mental Health Portrayals on Social Media and Implications on Adolescents’ Awareness and Well-being“ am Lehrbereich von Prof. Dr. Ruth Wendt
15.07.2024
Psychische Gesundheit, insbesondere Depressionen und Ängste, sind ein weit verbreitetes Thema in sozialen Medien. Dies schärft zwar das Bewusstsein und kann die Suche nach Hilfe fördern, kann aber auch zu Überinterpretationen und Selbstdiagnosen führen. Soziale Medien beeinflussen Überzeugungen, Meinungen und Werte, besonders bei Jugendlichen. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, wie und von wem psychische Erkrankungen dort dargestellt werden und welche Auswirkungen dies auf die Wahrnehmung und das Wohlbefinden Jugendlicher hat. Zudem ist unklar, wie die Wahrnehmungen und Überzeugungen der Jugendlichen in Bezug auf psychische Gesundheit ihren Umgang mit solchen Medieninhalten beeinflussen.
Das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt AWARE hat vier Ziele:
- Untersuchung, wie Jugendliche psychische Gesundheit, insbesondere Depressionen und Ängste, in ihrem Alltag (einschließlich sozialer Medien) wahrnehmen
- Analyse der Darstellung von Depressionen und Ängsten in sozialen Medien.
- Analyse der wechselseitigen Beziehungen zwischen der Exposition mit diesen Darstellungen in sozialen Medien sowie den Wahrnehmungen, Überzeugungen und subjektivem Wohlbefinden von Jugendlichen.
- Untersuchung des Einflusses von Algorithmus-Kompetenz (algorithm literacy), elterlicher Medienerziehung und Peer-Normen auf diese Beziehungen.
Das dreijährige Projekt nutzt einen Mehr-Methodenansatz, und setzt dabei auf Fokusgruppen, eine Inhaltsanalyse von Posts in sozialen Medien, eine Validierungsstudie der neu entwickelten Algorithm Literacy-Skala sowie eine dreiwellige Längsschnittstudie in Schulen. Im Fokus des Projekts stehen Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren, da sich die Nutzung sozialer Medien in dieser Lebensphase zunehmend intensiviert und ihren Höhepunkt erreicht. Aus den Projektergebnissen lassen sich Empfehlungen und zielgerichtete Präventionsstrategien ableiten, um die Darstellung und Wahrnehmung von psychischer Gesundheit, sowie die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der heutigen digitalisierten Gesellschaft zu verbessern.
AWARE ist ein internationales Forschungsprojekt und wird am IfKW von Prof.
Dr. Ruth Wendt sowie zwei weiteren Antragstellerinnen aus der Schweiz und Österreich koordiniert. Begleitet wird das Projekt von einem internationalem Advisory Board mit ExpertInnen aus Großbritannien, den USA und Deutschland.
Geplanter Projektstart ist der 01.12.2024, die Stellenausschreibung findet sich hier:
https://job-portal.lmu.de/jobposting/211a4779ba5ee3a57c8f6c70bfb0b9c567b2d5230?ref=homepage